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Politik in den USA: Schonungslose Grabenkämpfe

Marc DeSargeau und FAGULON

„Ich muss abschließend noch einige Bemerkungen zu Wahlkämpfen und Politikern in den USA machen, die zeigen sollen, wie glücklich wir uns in der Harmlosigkeit unserer Marionetten-Demokratie fühlen können und sollten. Diese Betrachtung soll einiges von dem eben Gesagten dahingehend relativieren, dass wir bei allem Zynismus über die dargestellten Verhältnisse in Deutschland nicht vergessen sollten, wie niedlich viele der Demokratie-Probleme sind, über die wir uns - mit einigem Recht - aufregen. …


Die zwei Parteien im amerikanischen Kongress bekämpfen und blockieren sich seit endlosen Zeiten erbittert, obwohl sie weder als richtige Parteien im westeuropäischen Sinne organisiert sind, noch sich in ihren Grundüberzeugungen unterscheiden. Sie haben das gleiche US-amerikanische Sendungsbewusstsein, welches "Gottes eigenes Land" berechtigt, über die Welt zu herrschen, weil nur von hier das Gute, Gerechte und Wahre entspringen kann. Sie sind gleichermaßen an eine oft naiv erscheinende christliche Religiosität gebunden, wie sie die übergroße Mehrheit der Amerikaner in zahllosen Varianten praktiziert. Wie bei allen Kämpfen zwischen religiösen Sekten mit ähnlichen Glaubensinhalten sind auch hier die Auseinandersetzungen besonders fanatisch und emotional, um die (scheinbaren) Unterschiede herauszustreichen. Dieser sinnlose und blockierende Kampf sollte uns an die ruhige Schönheit großer Koalitionen oder satter Mehrheiten in unserem Land erinnern. …


Das Konzept von Sieg und Niederlage, welches auch die Justiz in den USA unheilvoll bestimmt, gilt auch in der Politik. So wie ein Staatsanwalt dort nicht der Wahrheitsfindung dienen muss, sondern den Angeklagten mit einer möglichst hohen Strafe belegen will, um "Sieger" im Kampf mit den Verteidigern und dem Richter zu sein, ist es auch bei den Politikern. Es geht nicht primär um die beste Lösung im Sinne der Menschen und des Landes, sondern darum, sich durch Siege bei seinen Kollegen, seinen Lobbyisten und in seinem Wahlkreis hervorzutun. …


Auf diesem Hintergrund erscheint es nicht mehr so verwunderlich, dass die Kriminalisierung und persönliche Diffamierung der politischen Gegner mit melodramatischer Hysterie im Laufe der Zeit zur normalen Methode politischer Auseinandersetzungen, besonders aber in Zeiten von Wahlkämpfen geworden ist. Rassismus, Bestechlichkeit, Lügen, Erpressungen, sexuelle Übergriffe, Geheimabsprachen mit Feinden des Landes, Spionage, geistige und körperliche Krankheiten, Populismus, Frauenfeindlichkeit, Kriegstreiberei usw. sind nur einige der Vorwürfe, welche sich die Kandidaten oder Politiker der gegnerischen Parteien praktisch täglich um die Ohren hauen.“


Zitat aus: Marionetten, Neo-Stalis und Monsterwellen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021

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