Eine der Methoden der passiven Lüge, die in "Müllers Manual" beschrieben werden, besteht darin, unerwünschte Fakten einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen und sie auch aus der medialen Berichterstattung auszublenden. So kann der Eindruck erweckt werden, die Probleme existierten überhaupt nicht oder wären so unwichtig, dass sie keine Aufmerksamkeit verdienen. Diese Methode verwenden auch viele Politiker in Bezug auf die Wirklichkeit in den Ghettos von Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere in denjenigen Bezirken, in denen muslimisch geprägte Ghettos anzutreffen sind.
Um an den eigenen Illusionen festzuhalten, versucht man einfach wegzuschauen. Reicht das nicht, werden diejenigen, welche die Probleme offen benennen, diskreditiert. Rassist oder Rechtsextremer sind dann die Standard-Floskeln, die solchen Menschen angeheftet werden. Geht auch das nicht, weil ein populärer Funktionsträger der eigenen Partei der Störenfried im Gebäude der eigenen Illusionen ist, bleibt nur noch, ihn zu ignorieren. So ist es auch Heinz Buschkowsky ergangen.
Zitat: "Es ist einfach so, dass keiner hören will, was sich in den sozialen Brennpunkten oder auch Problemgebieten oder Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf abspielt. In Berlin hat das sicher auch etwas mit meiner Person zu tun. Ich gehe der Belegschaft des Elfenbeinturms auf den Zünder. Aber das ist durchaus auch meine Absicht.
Seit das System »Totschweigen« nicht mehr funktioniert, ist in der Landesliga Plan B »minimalistische Wahrnehmung« angesagt. So etwas führt schon zu fast kabarettistischen Verhaltensweisen. Als ich vor einigen Jahren von einem Besuch in Rotterdam einige überlegenswerte praktische Politikansätze mitbrachte und dies zu einer breiten Diskussion innerhalb der Parteien und Medien führte, entschied meine eigene SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses, »dass sie an Reiseberichten keinen Bedarf hat«.
Dieser eigentlich unglaublichen Ignoranz und Arroganz folgte ein kleines, aber nachhaltiges politisches Erdbeben. Es verhalf mir zu einem Popularitätsschub, für den ich eigentlich heute noch honorarpflichtig wäre. Ein fast kindisches Verhalten legte über viele Jahre der Integrationsbeauftragte des Landes Berlin an den Tag, indem er sich zu einem Bezirk mit 128 000 Einwanderern und ihren Abkömmlingen fast völlig abstinent verhielt. Es war schon recht kleinkariert, was mir Journalisten über seine Versuche berichteten, die Neuköllner Integrationspolitik madig zu machen oder ihre Erfolge an seine Fahne zu heften. Er traute sich einfach nicht zu uns, blickte neidvoll auf unsere praktische Arbeit, negierte sie in nahezu alberner Weise, was letztlich zu einer gegenseitigen, weiträumigen Umfahrung führte. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass er unter einer Neukölln-Phobie litt."
Zitat aus: Heinz Buschkowsky, Neukölln ist überall, Ullstein Verlag 2012, Seite 84
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