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  • Marc DeSargeau und FAGULON

Auf dem Weg in die Masturbationsgesellschaft



„Es wird schamvoll verschwiegen, dass wir in Deutschland und vielen anderen Industrieländern bereits eine "Masturbationsgesellschaft" haben, die sich regelmäßig und meist im Geheimen vor dem Bildschirm "entlädt". Inzwischen ist auch der virtuelle Geschlechtsverkehr bzw. wechselseitige Voyeurismus offenbar auf bestem Wege, einen signifikanten Anteil der realen erotischen Betätigung zu ersetzen. Durch die hochauflösende Bildtelefonie im Internet sowie „virtual reality“ wurden alle technischen Möglichkeiten geschaffen. Wie findet man nun noch den richtigen - d. h. neuen und deshalb aufregenden - Partner? Natürlich kann man nicht einfach die Nachbarin von gegenüber anrufen. Also sind schnell Internetplattformen entstanden, wo man entweder durch eigene Auswahl oder nach dem Zufallsprinzip etwas "virtuell Passendes" zur beiderseitigen Befriedigung finden kann.


Insofern ist es schon fast verwunderlich, dass das Geschäft mit leibhaftigen Sexualobjekten immer noch Konjunktur hat. So kommen die vielen Männer, die in Deutschland täglich mit einer Prostituierten auf die Matratze steigen, wenigstens nicht ganz aus der Übung. Die Hälfte von ihnen ist übrigens angeblich verheiratet. Allerdings sind die geschätzten Freierzahlen vermutlich viel zu hoch. Der deutsche Mann ist nicht als erotischer Spitzenreiter bekannt und hat zudem die oben erwähnten, kostenlosen Alternativen zu Hause.


Die Gefahr in Deutschland und den meisten anderen westlichen Gesellschaften besteht nicht einer zunehmenden sexuellen Belästigung von Frauen, sondern im genauen Gegenteil: Sie besteht im Desinteresse an normalen Frauen, langfristigen Partnerschaften und dem Leben in Familien mit Kindern. In den Großstädten machen die Single-Haushalte oft bereits ein Drittel aller Wohnungen aus. Der Lebensabschnittsgefährte hat in breiten Schichten die Ehe ersetzt. Auch diese Form der Bindung ist immer kurzlebiger geworden. Die Hälfte der "Verbindungen fürs Leben" wird geschieden. Es ist plausibel, dass diese Situation - neben vielen anderen Faktoren - auch dadurch beeinflusst wird, dass fast jedem Mann und jeder Frau der eigene Partner unattraktiv, öde, langweilig und vielleicht sogar abstoßend vorkommen muss, wenn man sich daran gewöhnt hat, die schönen Archetypen als Maßstab zu nehmen, welche die Werbung und die Pornografie ununterbrochen in Augen und Ohren spült.“


Zitat aus: Die Religion der Überkompensationen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021

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