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Hamad Abdel-Samad und FAGULON

Die Ablenkungs- und Reinigungsfunktion des Terrors


Der islamistische Terror in der arabischen Welt und im Westen hat sicherlich viele Quellen. Einige entspringen in dem fanatischen Glauben, als die "Hand Gottes" im Kampf gegen die Ungläubigen zu wirken. Andere werden meist übersehen. Dazu gehört auch das sogenannten "Herostratos-Motiv". Es wurde nach dem Brandstifter eines der großen antiken Tempel benannt. Er begründete seine Tat damit, dass auf diese Weise sein Name in der ganzen Geschichte der Menschheit bekannt bleiben würde.


Diese Sehnsucht, aus einer kleinen unbedeutenden Existenz zu einer Berühmtheit in der ganzen Welt aufzusteigen, ist sicherlich ein wichtiges Motiv derjenigen, die als "lonely wolf" scheinbar ohne Vorwarnung schreckliche Attentate verüben. Die westlichen Medien befördern dieses Motiv in unverantwortlicher Weise. Statt Name und Bild des Verbrechers zu verschweigen, erscheint beides noch nach Jahren auf den Titelseiten. Weitere Motive beschreibt Abdel-Samad in seinem Buch:


Zitat:

"Vorgefertigte Verschwörungstheorien, gepaart mit größenwahnsinnigen Ideen, wie »der Feind« zu besiegen sei, schon geraten die Massen außer Rand und Band. Es ist viel einfacher, sich auf einen angeblichen Feind von außen oder eine bestimmte Gruppe einer Gesellschaft zu konzentrieren, als über die vielschichtigen selbstverschuldeten Probleme im eigenen Land nachzudenken. Es ist viel einfacher, sich über zwei eingestürzte Türme in der Ferne zu freuen, als sich darüber aufzuregen, dass im eigenen Land Millionen von Straßenkindern kein Dach über dem Kopf haben. Die Probleme in vielen arabischen Ländern sind so gravierend, dass man gar nicht mehr weiß, wo beginnen. Und der Feind ist im Unterricht in der Schule, in Predigten in den Moscheen und in den Medien so allgegenwärtig, dass man an ihm nicht vorbeikommt.


Osama Bin Laden und seine al-Qaida speisen ihren Mythos aus drei Quellen: der historisch dauergekränkten Seele der islamischen Welt, dem unbegründeten universellen Machtanspruch des Islam und den ewig sprudelnden Petro-Dollars, die Ausdruck von Wohlstand ohne Produktion sind. Mohamed Atta und die 18 übrigen Attentäter sind Kinder einer Generation, die im eigenen Land konservativ erzogen wurde, dort und im Westen den Verführungen der Moderne erlegen ist, die verbotenen Früchte gekostet und danach ein schlechtes Gewissen bekommen hat. Ihr Hass auf Amerika war so groß, dass sie bereit waren, sich selbst und Tausende Unschuldiger in die Luft zu jagen, um Amerika weh zu tun."

Hamad Abdel-Samad, Der islamische Faschismus, Eine Analyse, Droemer Verlag, 2014, Seite 125


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