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  • Hamad Abdel-Samad und FAGULON

Die explosive männliche Jugendblase


Gunnar Heinsohn zeigte schon vor vielen Jahren in seinen Studien den Zusammenhang zwischen einer großen Menge junger Männer ohne Zukunftsperspektiven und Kriegen bzw. Bürgerkriegen. Da durch den Geburtenreichtum in Afrika und vielen muslimischen Ländern eine solche "männliche Jugendblase" entsteht, sind derartige Konflikte vorprogrammiert. Wir sehen erschütternde Beweise hierfür in der jüngsten Geschichte sowohl in Afrika, als auch im Nahen Osten. Das ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Wenn junge Männer keine Arbeit finden, um eine Familie gründen zu können, entlädt sich ihr Hass auf sich selbst (wegen ihrer scheinbaren Nutzlosigkeit) und auf die Gesellschaft (die ihnen keine Chancen eröffnet). Auch deshalb haben die islamistischen Gruppen im Nahen Osten, in Afghanistan und in vielen afrikanischen Ländern einen solchen Zulauf.


Wenn einem gedemütigten jungen Mann eine Waffe in die Hand gedrückt und eine Gemeinschaft von "Brüdern" angeboten wird, kann das sehr verführerisch sein. Plötzlich wird aus einem Niemand ein Mensch, der über Leben und Tod von anderen richtet und sich so hoch über sie erheben kann. Wir haben dies oft genug in den Videos des IS oder von Boko Haram gesehen. Wenn man nun für den Rausch des Kämpfens und Mordens noch eine religiöse Begründung finden kann, ist der Mörder und Folterer von aller Schuld freigesprochen: Er ist ja nur die Hand Allahs, die nicht aus eigenem Antrieb, sondern in göttlichem Auftrag mordet.


Kommt nun noch die Verführung mit der Aussicht auf das himmlische Pornotopia oder den sexuellen Djihad hinzu, ist der Märtyrertod in diesen Kriegen keine Abschreckung mehr. Auch in den europäischen Ländern wächst die Gefahr durch eine große Menge scheinbar nutzloser junger Männer mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen sind nicht bildungsfähig oder bildungswillig und deshalb chancenlos. Die Möglichkeit, innerhalb von terroristischen Gruppen oder kriminellen Clans zu Macht und Bedeutung aufzusteigen und dort auch eine Art von Heimat zu finden, ist da natürlich verführerisch. Das bringt für die Gesellschaft erheblichen Sprengstoff mit sich.


Zitat: Islamisten können zwar keine fähigen Staaten mehr aufbauen und unterhalten, doch sie können auf den Trümmern gescheiterter Staaten Scharia-Enklaven errichten, wie im Irak, in Syrien, Libyen, Somalia, Afghanistan und Mali. In Staaten, die noch halbwegs funktionieren, sind Islamisten nach wie vor in der Lage, die Gesellschaft zu spalten und die Institutionen zu lähmen. Hinzu kommt, dass die demographische Situation in den meisten islamischen Staaten eher auf die Zunahme von Spannungen hindeutet. 65 Prozent aller Muslime sind unter dreißig. Die Arbeitslosigkeit steigt besonders unter jungen Menschen rasant. Ihre Energie und ihr Wutpotenzial sind Öl auf das Feuer der Radikalisierung. Und es sieht nicht danach aus, dass das Potenzial dieser jungen Generation bald ausgeschöpft werden könnte. Denn die Probleme in der islamischen Welt wachsen schneller als die Kapazität, dieser Probleme zu lösen. ….


Islamisten glauben nicht an die Reformierbarkeit ihrer Gesellschaften durch wirtschaftliche und politische Pläne. Die Souveränität liegt bei Gott, nicht beim Volk. Sie glauben an den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, den mit dem Sieg des Guten enden wird. Erst wenn das Reich Gottes auf Erden errichtet ist, erst wenn alle Menschen den Islam angenommen haben, wird es Wohlstand und Frieden geben. Bis dahin gilt der permanente Dschihad.

Hamad Abdel-Samad, Der islamische Faschismus, Eine Analyse, Droemer Verlag, 2014, Seite 210 und 211

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