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  • Norbert Bolz und FAGULON

Die irre Idee vom Geschlecht als reines Konstrukt


Eine Vielzahl von Lehr (oder Leer-) Stühlen "Gender Studies" ist in den letzten Jahren an deutschen Universitäten entstanden. Warum bezeichnet man sie eigentlich als Einrichtungen für Geschlechterstudien? Weil die Mode aus den USA kommt und es irgendwie weltoffener klingt? Großzügig sprudeln die Mittel zur Finanzierung von Ideen, welche die angeborenen Eigenschaften der Geschlechter durch erlernte ersetzen sollen. Wieder kommt die Verwechselung von Gleichberechtigung mit Gleichartigkeit zu Ehren. Da die seltsamen Blüten, welche diese "Forschung" treibt, durch den engen Meinungskorridor der politischen Korrektheit geschützt werden, kann man nicht einmal öffentlich darüber lachen. Allerdings entsteht manchmal der Eindruck, dass die Befindlichkeiten der winzigen Minderheit der Transen u.ä. Varianten selbst gewählter Geschlechterrollen zu den wichtigsten Problemen der westlichen Gesellschaften gehören. Die Debatte über die enorme Wichtigkeit separater Toiletten für diese Personen gehört dazu. Vermutlich werden die meisten nie benutzt. Es gibt einfach nicht genug Menschen mit dieser Wahl oder Veranlagung. Egal, das gute Werk ist getan! Dieses Zitat beschäftigt sich mit der Quelle dieser hysterischen Debatten.


Zitat 1:

"Im Bereich des Geschlechterverhältnisses trägt die Politische Korrektheit den Namen Gender Mainstreaming. Das ist die regierungsoffizielle Politik der fortschrittlichen westlichen Länder, die das biologische Geschlecht von der sozialen Geschlechtsrolle abkoppeln möchte. Gender hat demnach nichts mit Sex zu tun und kann im Grunde frei gewählt oder neu zugewiesen werden. Auf diese Idee ist erstmals eben jener Psychologe John Money gekommen - und zwar bereits in den 70er Jahren. 1995 hat sie die Weltfrauenkonferenz in Peking dann zum Standard des politisch korrekten Umgangs mit Fragen des Geschlechterverhältnisses erhoben.


Seither muss man denken (oder zumindest sagen), dass die Gesellschaft das Geschlecht konstruiert. In den Universitäten wird diese politische Philosophie durch Gender Studies verbreitet. Für sie scheint charakteristisch, dass das Engagement in der Frauenbewegung zum entscheidenden Qualifikationskriterium für die Frauenforschung erhoben wird.


Im Nachrichtenmagazin Focus konnte man lesen: Das Europaparlament hat beschlossen, dass in Fernsehwerbung, Schulbüchern und Internet Hausfrauen in der Küche nicht mehr gezeigt werden sollen, dass „Körperbild" und ,Geschlechterrollen' positiv auf die Gesellschaft einwirken sollen. Der Satz stammt immerhin aus der Feder des Chefredakteurs Helmut Markwort. Auch nach längerem Nachdenken wird man sich nicht entscheiden können, ob es sich um einen guten Aprilscherz oder um die traurige Wirklichkeit des Gender Mainstreaming handelt.

Norbert Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, Wilhelm Fink Verlag, München, 2009, Seite 52


Zitat 2:

"Die hässlichen und unfruchtbaren Frauen bestimmen den Gender-Diskurs

Im fanatischen Feminismus droht unserer Gesellschaft die Herrschaft der unweiblichen, nämlich der unattraktiven und unfruchtbaren Frauen. Weil schöne Frauen unter ,Sexualobjekt“ rubriziert werden und Schwangerschaft als Behinderung verstanden wird, dominieren die Unfruchtbaren und die Hässlichen. Die zufriedenen und schönen Frauen schreiben nicht gegen das biologische Schicksal an.


In aller wünschenswerten Deutlichkeit hat Shulamith Firestone die Emanzipation der Frau mit der Befreiung von der Bürde der Fortpflanzung verknüpft. Seither steht, wer sich Kinder wünscht, unter Rechtfertigungszwang. Wenn, wie Freud erkannte, die Biologie das Schicksal ist, dann versteht sich der fanatische Feminismus als Sabotage dieses Schicksals. Und hierbei spielt die Rechtfertigungsbedürftigkeit der Fortpflanzung eine Schlüsselrolle. Sobald nämlich Kinder kommen, wird die Geschlechterdifferenz unabweisbar. Deshalb ist die Abtreibung ein Sakrament des fanatischen Feminismus."

Norbert Bolz, Diskurs über die Ungleichheit, Wilhelm Fink Verlag, München, 2009, Seite 61



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