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  • Marc DeSargeau und FAGULON

Falsche Definition von Armut aus Profitinteresse



„Armut ist im Sprachgebrauch scheinbar eindeutig definiert. Allerdings ist dieses Wort in Deutschland vom Verband der Wohlfahrtsorganisationen nach eigenem Bekunden zu einem politischen Kampfbegriff gemacht worden. Der jährliche Armutsbericht soll das öffentliche Bewusstsein für die Millionen der "Armen" in Deutschland wachrütteln oder aufrechterhalten. Allerdings fragt sich kaum einer, was denn genau die Definition ist, nach welcher jemand als "arm" klassifiziert wird. Während sich ein früherer Präsident der Weltbank auf eine Armutsdefinition festlegte, die das Mindestmaß dessen umfasste, was nötig ist, um einigermaßen zu überleben, sieht das in Deutschland ganz anders aus: Hier ist jemand "arm", der in den meisten Ländern der Welt als außerordentlich wohlhabend und lebenslang sozial abgesichert angesehen würde. Von unterschiedlichen Organisationen werden zwischen 50 % und 70 % des Durchschnittseinkommens als Armutsgrenze definiert.


Das sind großzügige Maßstäbe, besonders wenn man die umfassende und dauerhafte Alimentierung der "Armen" durch die sozialen Sicherungssysteme in Betracht zieht.

Warum ist also die "Armut in Deutschland" ein so beliebtes Feld für die "politisch korrekten" Forderungen nach Umverteilung? Weil dieser bewusst missverständlich verwendete Kampfbegriff - richtiger wäre "Einkommen zur Sicherung des üblichen Grundstandards der Lebenshaltung" - nicht nur von enormer Bedeutung für die Wahlchancen von Parteien, sondern auch für die größte Industrie in Deutschland ist: die Sozialindustrie. Viele Milliarden werden jährlich für Kurse, Betreuungsangebote und Beschäftigungstherapien ausgegeben, deren Nutzlosigkeit erwiesen ist. Etwa 10.000 dieser Unternehmen sind in einem machtvollen Verband zusammen geschlossen und haben eine einflussreiche Lobby. Für sie besteht nicht nur die Notwendigkeit, die Arbeitsplätze zu sichern, sondern man will auch den reichlichen und weitgehend unkontrollierten Geldfluss in diese Firmen erhalten.


Es gibt keinen risikoloseren Weg unternehmerischer Tätigkeit, als ein "gemeinnütziges" Sozialunternehmen zu etablieren, welches sein Geld verlässlich vom Steuerzahler erhält.

Wenn man dann noch sehr viele Abgeordnete des Bundestages als Mitglieder in den eigenen Aufsichts- oder Beratungsgremien hat, kann eigentlich nichts mehr passieren. Tatsächlich ist dies der Fall. Also muss die Zahl der Armen, Unterprivilegierten und ungerecht Behandelten in Deutschland gleich bleiben oder - besser noch - wachsen. Sie sind die Kunden, welche der Sozialindustrie das Geschäft sichern. Die größte Branche in der deutschen Wirtschaft ist die der Helfer. Etwa 2 Millionen Menschen haben hier Arbeit gefunden. Dieser Bereich ist etwa sechs Mal schneller gewachsen als die anderen Industrien und macht weit mehr als 100 Milliarden Umsatz im Jahr. Damit dies so bleibt, benutzt man unter anderem eine Ausweitung der Definition von Armut mithilfe der oben beschriebenen Einkommensgrenzen.“


Zitat aus: Die Religion der Überkompensationen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021

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