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  • Hamed Abdel-Samad und FAGULON

Göttliche Botschaften oder Temporallappen-Epilepsie?



Wie auf dem Bild dargestellt, besteht in unserem Gehirn eine riesige Mengen von Verkabelungen durch Ketten von Nervenzellen, welche die Kommunikation von Hirnregionen beim Denken, Fühlen und Agieren ermöglichen. Kleine Störungen dieser Verschaltungen können bereits ganz erstaunliche Fehlfunktionen auslösen, wie wir z.B. an der Wirkung von LSD oder Mescalin sehen können. Deshalb waren z.B. Mescalin-haltige Pilze eine wichtige Komponente bei den Getränken, die Schamanen in vielen Kulturen zu sich nahmen, um göttliche Visionen zu erhalten. Bei allen Propheten der Vergangenheit und bei Sektengründern der Gegenwart wird immer wieder die gleiche Vermutung geäußert, wie ihre Visionen und das Hören von göttlichen Stimmen erklärbar wären: Es könnte sich um eine der inzwischen genauer bekannten psychiatrischen Erkrankungen handeln. Dabei kommen Schizophrenie, schizophrene Schübe und das Hören von Stimmen in Frage. Letzteres ist übrigens ein so verbreitetes Phänomen, dass allein in Deutschland Zehntausende davon betroffen sind und sich in Selbsthilfegruppen organisieren, um mit diesem unheilbaren Zustand einigermaßen umgehen zu können. Dabei sind die gehörten Stimmen oft so klar, als stände jemand neben dieser Person. Andere Menschen hören statt dessen ständig Musik, die in ihrem Kopf erzeugt wird und nicht abgeschaltet werden kann. Es gibt aber auch sehr kurze unkontrollierte Entladungen von Neuronengruppen, eine Art elektrisches Feuerwerk im Gehirn, welches enorm eindrucksvolle Visionen erzeugen kann. Es handelt sich um einen Zeitraum von wenigen Minuten vor dem Ausbruch der Temporallappen-Epilepsie. In alle diesen Fällen ist es mehr als verständlich, dass man in alten Zeiten nur eine Erklärung dieser Phänomene finden konnte: Es musste sich um göttliche Botschaften handeln. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn sich verschiedene Autoren die Frage stellen, ob die Offenbarungen Mohameds möglicherweise hier ihre Quelle haben.


Zitat

Der unter Pseudonym schreibende türkische Arzt Dede Korkut listet in seinem Buch „Life Alert: The Medical Case of Muhammad“ eine Reihe von Symptomen auf, die Mohamed hatte und die sich auch bei TLE-Patienten (Temporallappenepilepsie) wiederfinden. Das Hören von Glockenklang ist für ihn ein deutlicher Hinweis auf Mohameds Erkrankung. Über Mohamed wissen wir, dass er Glockenklang und Musik hasste. In einem Hadith sagt er: „Eine Karawane wird von den Engeln nicht begleitet, wenn ein Hund oder eine Glocke dabei ist.“ In einem anderen Hadith äußert er: „Die Glocke ist die Flöte des Teufels.“


Möglicherweise löste das Läuten einer Glocke Anfälle bei ihm aus. Nach der islamischen Eroberung von christlichen Gebieten wurden die Kirchenglocken in vielen Orten verboten. Für viele Salafisten gilt heute das Benutzen von Alarmglocken als verboten. Korkut listet eine Reihe weiterer Verhaltensstörungen auf, die mit TLE verbunden sind und bei Mohamed auffielen: Emotionalität, Euphorie, Wut, Aggressionen, Schuldgefühle, Depressionen und Suizidgedanken, Hypermoralismus, wechselhafte sexuelle Energie, Hypersexualität, Hypergraphie bzw. Schreibzwang, Paranoia.

Abbas Sadeghian ist ein iranisch-stämmiger Neuropsychologe, der über lange Erfahrung in der Behandlung von TLE-Patienten verfügt. Auch er bestätigt in seinem Buch »Sword and Seizure: Muhammad's Epilepsy and the Creation of Islam« die Diagnose Temporallappenepilepsie. Für ihn gelten das Hören von Glockenklängen und die visuellen Halluzinationen als klare Indizien. Darüber hinaus sieht Sadeghian bei Mohamed Anzeichen für Verhaltensstörungen, Paranoia und Narzissmus. Zum gleichen Ergebnis kommt der iranische Schriftsteller Ali Sina in seinem Buch »Understanding Muhammad«.


Jenseits der (umstrittenen) Diagnose Temporallappenepilepsie scheint Mohamed tatsächlich an psychischen Problemen und Erkrankungen gelitten zu haben, die sich nicht durch eine mögliche Epilepsie erklären lassen. Etwa sein Gewaltproblem oder sein Mangel an Empathie. Mohameds Leiden und seine Verhaltensauffälligkeiten hatten und haben für die islamische Geschichte und für viele Muslime bis heute weitgehende Konsequenzen. In Sure 33, Vers 21 verlangt der Koran von Muslimen, sich an Mohamed ein schönes Vorbild zu nehmen. Seine Frau Aischa beschrieb Mohamed mit den Worten: »Er war ein Koran auf zwei Beinen.« Der Koran bestätigt dies in Sure 53, in der es heißt, alles, was Mohamed spricht, ist eine Offenbarung Gottes. Solche Verse haben bis heute eine kritische Betrachtung von Mohamed und seinem Werk in der islamischen Welt verhindert.


Zitat aus:

Mohamed, Ein Abrechnung, Hamed Abdel-Samad, Droemer-Verlag 2015, Seite 203-204

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