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  • Marc DeSargeau und FAGULON

Realismus statt Wunschdenken




Um den Zweck dieses Textes im Vorfeld der nächsten Lockdown-Maßnahmen und Demonstrationen richtig einzuordnen, sollte Folgendes vorausgeschickt werden: SARS-CoV-2 ist gefährlich. Die allein durch das Virus verursachten Todesfälle (also nicht die „mit“ COVID-19 Verstorbenen) sind allerdings mit der Grippe vergleichbar. Das Virus löst jedoch bei wenigen Menschen auch schreckliche Lungenentzündungen und seltene Reaktionen des Immunsystems aus. Letztere werden als „long COVID-19“ bezeichnet und können Menschen monatelang zu Invaliden machen. Das ist ein großer Unterschied zur Grippe.


Aufgrund des „Trainings“ unseres Immunsystems durch die anderen, ständig präsenten SARS-Viren haben 50-60% der Menschen aber schon eine natürliche Immunisierung, weil das Immunsystem auch Teile von SARS-CoV-2 erkennt und bekämpft. Deshalb werden rund 60% der Menschen ohne Symptome infiziert, merken es also gar nicht. Bei den meisten anderen gehen die Symptome bald zurück. Auf diesem Hintergrund sollen nachfolgend die gegenwärtigen und zukünftigen Maßnahmen anhand einer Auswahl der neuesten wissenschaftlichen Literatur analysiert werden. Dabei geht es um Verhältnismäßigkeit und Wirksamkeit der Maßnahmen. Mehr dazu findet sich u.a. hier (1).

Herdenimmunität und Impfung schützen leider kaum gegen neue Mutanten

Die beiden großen Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Pandemie sind in den letzten Wochen leider zerstört worden:


1. Man hatte gehofft, SARS-CoV-2 würde sich nicht schnell verändern können, weil es eine Fehlerkorrektur bei der Kopie seiner Erbinformation besitzt. Diese Hoffnung ist seit kurzem zerstoben. In verschiedenen Teilen der Welt sind neue Viren aufgetaucht, gegen die auch das Immunsystem nach einer bereits überstandenen Infektion nicht schützt. Das Beispiel der großen Infektionswelle in Manaus, Brasilien ist der eindeutige Beweis dafür (2). Die Herdenimmunität in dieser Region schützte überhaupt nicht gegen die massenweise Infektion durch neue Virus-Varianten. Hier waren rund 70% der Bevölkerung bereits mit der ursprünglichen Variante von SARS-CoV-2 infiziert, also sogar mehr als für eine Herdenimmunität nötig schien (65%). Die neuen Viren sind wohl deshalb infektiöser und oft tödlicher, auch weil größere Virusmengen im Körper gebildet werden (3). Leider reicht bereits der Austausch weniger Aminosäuren in dem Spike-Protein des Virus aus, um der Immunantwort zu entkommen und trotzdem eine feste Bindung an seinen Rezeptor aufrecht zu erhalten (4).


2. Nicht nur in Manaus, sondern auch in verschiedenen Teilen der Welt sind ähnliche Mutationen aufgetreten (4), gegen welche die bisherigen Impfstoffe (besonders der von AstraZeneca) nicht oder nur schlecht schützen (5). Man nennt das eine konvergente – also auf das gleiche Ergebnis zusteuernde – Veränderung des Virus. Das beweist leider, dass es sich bei der brasilianischen Variante nicht um einen seltenen „Unfall“ handelt. Das Beispiel der schnellen Ausbreitung des britischen Virus B 1.1.7 hat bereits gezeigt, dass auch wir der brasilianischen Variante nicht entkommen werden, die noch infektiöser ist. Wir werden also bald verbesserte Impfstoffe einsetzen müssen, wenn man die Massenimpfung überhaupt weiter verfolgen will und die Gefahr der Selektion von „Escape-Mutanten“ (siehe unten) ignoriert.


Der Grund für die gegenwärtige Impf-Euphorie ist nachvollziehbar. Beispielsweise gehen in Israel die Infektionszahlen und Todesfälle nach der Massenimpfung dramatisch zurück. Also scheint das Konzept doch großartig zu funktionieren! Leider muss man sagen: Noch funktioniert es. Nach der schnellen Ausbreitung der neuen Varianten kann sich die Situation wieder umkehren. Es dürfte dann eine neue Welle entstehen, die durch die gegenwärtigen Impfstoffe nicht aufgehalten werden kann. Glücklicherweise können alle Impfstoffe relativ leicht nachgerüstet und danach ohne aufwändige Testungen zugelassen werden. Da sich SARS-CoV-2 aber nicht unbegrenzt verändern kann – wie z.B. Grippeviren – werden wir vermutlich nicht jedes Jahr einen neuen Impfstoff brauchen. Allerdings kann es sein, dass der Impfschutz schnell nachlässt, man also auf diesem Grunde jährlich impfen müsste.


Die unvermeidliche Züchtung von gefährlichen Mutanten durch Massenimpfung während einer Pandemie

Wie bereits in einem dramatischen Aufruf eines Impfstoffexperten und den Bemerkungen einer Beraterin der Bundesregierung ausgedrückt wurde (6, 7), können resistente Virus-Varianten auch durch die Massenimpfung entstehen. Aus diesem Grund ist es Lehrbuch-Wissen, dass man auf dem Höhepunkt einer Pandemie und bei hochansteckenden Viren eigentlich nicht impfen darf. Der Grund ist einfach zu verstehen. Es ist ähnlich wie bei den Antibiotika. Wenn diese nicht lange genug eingenommen werden, überleben Bakterien, die weniger empfindlich auf das Antibiotikum reagieren. Diese breiten sich aus und verbessern ihre Resistenz gegenüber Antibiotika durch neue Mutationen immer weiter. Deshalb haben wir ja so viele multiresistente Bakterien, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Zehntausende sterben jedes Jahr daran. In Deutschland wird dies oft verheimlicht.


Bei SARS-CoV2 geschieht etwas Ähnliches, da zwei Voraussetzungen erfüllt sind: 1. Die Impfung ist nicht sterilisierend, d.h. sie schützt nicht gegen Neuinfektionen, wohl aber gegen eine schwere Erkrankung. 2. Die Immunreaktion, die durch die Impfung ausgelöst wird, hemmt neue Virus-Varianten oft nur schwach. Dadurch können sich diese weiter vermehren. Das sind dann die sogenannten Escape- (Flucht-) Mutationen. Mit anderen Worten, das Virus kann vor der Immunreaktion fliehen, indem es sich verändert. Die betreffenden Menschen wiegen sich und ihre Umgebung jedoch in Sicherheit: Sie sind ja geimpft und haben keine Symptome! Niemand denkt daran, dass sie für die stille Verbreitung neuer, gefährlicher Virus-Formen sorgen könnten.


Auf dem Höhepunkt einer Pandemie gibt nun leider sehr viele Menschen, die infiziert werden können, also auch viele Geimpfte, bei denen sich diese resistenten Viren unbemerkt entwickeln. Damit sind der Verbreitung solcher Flucht-Mutanten Tür und Tor geöffnet. Das ist ganz anders bei Impfungen, die sterilisierend sind, d.h. eine Infektion verhindern. Die Gefahr der Ausbreitung resistenter Mutanten ist auch gering bei Erkrankungen, bei denen nur wenige Menschen angesteckt sind. Hier können sich diese gefährlichen Varianten kaum ausbreiten. Sie verschwinden meistens. Leider sind beide Voraussetzungen bei SARS-CoV-2 nicht erfüllt.

Ganz bedrohlich wird das Problem der brasilianischen und südafrikanischen Mutanten dadurch, dass jüngst nachgewiesen wurde, dass sie auch Mäuse stark infizieren können (8). Also können diese Viren von dort wieder auf Menschen zurück übertragen werden! Vielleicht entstehen so weitere, heute noch unbekannte Mutanten.


Impfungen bei unerkannten Infektionen induzieren manchmal Todesfälle

Es ist ebenfalls Lehrbuch-Wissen, dass man Menschen, die eine akute oder nicht lange zurückliegende Infektion haben, nicht gegen den gleichen Erreger impfen darf. Eigentlich ist das verboten. Der Grund ist einfach: Die Impfung wird zwar in den Muskel gespritzt, aber der Impfstoff breitet sich auch in der Blutbahn aus. Das ist dann so, als würden Milliarden von Viren schlagartig im Körper auftreten. Das Immunsystem von Menschen, die (oft unbemerkt) bereits infiziert waren, erkennt diese fremden Antigene und stürzt sich manchmal mit voller Wucht darauf. Das ist natürlich von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Aber bei einigen Personen hat das starke Reaktionen zur Folge, die zum Tod führen können. Die Sterbedaten in Altenheimen sprechen dafür, wenngleich der direkte Zusammenhang mit der Impfung selten nachgewiesen, oft wohl auch vertuscht wird (9). Es geht hier nicht nur um die seltenen Thrombosen. Das ist nur die Spitze des Eisberges. Viele alte Menschen überstehen diese „Schock-Reaktion“ des Immunsystems vermutlich nicht, die bei Jüngeren nur 1-3 Tage Fieber und Schmerzen auslöst.


Der große medizinische Kunstfehler besteht also darin, dass man nicht alle Menschen vor der Impfung auf SARS-CoV-2 testet, um solche Komplikationen zu reduzieren. Dazu gehört auch ein Test auf Antikörper gegen das Virus. Menschen mit einer hohen Konzentration von Anti-SARS-CoV-2 Antiköpern haben die Infektion unbemerkt durchgemacht und müssen also nicht geimpft werden! Besonders bei alten Menschen müssen diese beiden Tests zur Pflicht werden, bevor geimpft werden darf. Leider ist das selten der Fall. Ein Häkchen auf einem Fragebogen vor der Impfung ist sinnlos, weil viele Menschen eine Infektion ohne Symptome erleben. Wie sollten sie also auf die Frage nach einer überstandenen SARS-CoV-2 Infektion mit „ja“ antworten können, wo doch im Durchschnitt 60% und selbst in Altenheimen rund 40% der Infizierten keine Symptome haben?

Die ignorierten Infektionsherde sind das Hauptproblem bei der Ausbreitung des Virus


Aus politischen Gründen werden die wirklichen Infektionsherde mit einen Tabu belegt. Es handelt sich hauptsächlich um die Regionen, wo Menschen in sozialen Brennpunkten eng zusammenleben. Sie sind meistens aufgrund von Bildungsferne, Sprachbarrieren, kulturellen und religiösen Traditionen nicht in der Lage, Ansteckungen zu verhindern. Das ist sogar verständlich. Viele Infizierte haben keine oder schwache Symptome. Die Menge von Viren, die sie jedoch ausscheiden, ist oft höher als bei Menschen mit starken Symptomen. Wer kann Menschen unter beengten Wohnbedingungen also verübeln, dass sie das Problem ignorieren (müssen)? Erst kürzlich sickerte gegenüber der Presse durch, was bisher geheim gehalten wurde: Der ganz überwiegende Teil der Patienten auf den Intensivstationen stammt aus diesen Bereichen der Gesellschaft. Das ist auch in anderen Ländern so. Von dort aus breiten sich die Infektionen vermutlich über Busse, Bahnen und Arbeitsplätze aus.


Wer annimmt, dass beim bevorstehenden Ramadan auf die abendlichen Feiern in großem Kreis verzichtet werden wird und Versammlungen in Moscheen ausfallen, der gibt sich einem lächerlichen Wunschdenken hin. Buschkowsky und andere haben aufgrund jahrelanger Erfahrung resigniert festgestellt, dass diese Parallelgesellschaften kaum zu beeinflussen sind und das in ihren Büchern beschrieben. Hier ist zudem eine religiös motivierte Verachtung der „Ungläubigen“ verwurzelt. Das bedeutet auch, dass deren Gesetze und Regeln von den Gläubigen nicht beachtet werden müssen, wenn sie den religiösen Vorschriften und Traditionen entgegenstehen. Natürlich wurde das übliche Diskriminierungs-Geschrei angestimmt, als die o.g. Tatsachen offenbar wurden. Allerdings kann ideologisches Wunschdenken die Realität nicht verändern.

Hinzu kommt, dass auch viele Deutsche gar nicht wissen wollen, ob sie infiziert sind, solange sie keine Symptome haben. Besonders in ländlichen Regionen sind viele der ständigen Drohungen und Lockdowns überdrüssig und verhalten sich entsprechend, weshalb auch dort hohe Inzidenzen zu finden sind. Der Grund ist verständlich: Die Folge eines positiven PCR-Tests wäre eine zweiwöchige Quarantäne, selbst wenn man nachweislich schon lange nicht mehr ansteckend ist. Das gleiche droht der Familie und Freunden. Das können oder wollen viele Menschen sich selbst und ihrer Umgebung nicht zumuten. Also schweigen manche sogar bei klaren Symptomen und hoffen, dass alles gut geht – bis es zuweilen zu spät ist. Um dieses „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ Verhalten einzuschränken, sind die unten beschriebenen Anreize und Möglichkeiten unverzichtbar.



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