
„AMFICS (analyse interests – move positions – find common solutions) ist ein Methodenspektrum zur Durchführung von Verhandlungen in allen Bereichen der Gesellschaft und zwischen Regierungen und ersetzt unter anderem den bereits besprochenen Irrsinn der ständigen Gipfelgespräche von Regierungschefs und Ministern. …
In der ersten Phase werden die objektiven und subjektiven Interessen und Eigenschaften aller Partner in einem formalisierten Verfahren analysiert und bewertet. Dies schließt auch die Erforschung des Bewegungsspielraums ein, welchen die Verhandlungspartner im Rahmen derjenigen Hierarchien und Netzwerke haben, die ihr Denken und Handeln bestimmen. In der zweiten Phase werden optimale, wünschenswerte und tolerierbare Ergebnisse der Verhandlungen definiert. Diese stellen die Endpunkte von Weichenstellungsparallelogrammen dar. Mit anderen Worten, es werden, wie bei einem Schienennetz, welches in einen Kopfbahnhof führt, verschiedene Weichen und Schienen aufgezeichnet, die den Zug der Verhandlung an unterschiedlichen Bahnsteigen ankommen lassen.
Dann werden Ablenkungsschienen, Verbindungsschienen und Zusatzschienen eingefügt, durch welche mit Hilfe von Kompromissen, Belohnungen, Drohungen u.ä. der Zug noch auf eine attraktivere Schiene umgelenkt werden kann, wenn er in eine Richtung abgebogen ist, die den eigenen Wünschen nicht entspricht. Die dritte Phase von AMFICS besteht in den eigentlichen Verhandlungen, die darauf gerichtet sind, die Ziele und Möglichkeiten der anderen Seite so genau zu kennen und zu verstehen, wie die eigenen. Auf diese Weise können Positions- und Imagekämpfe vermieden und gemeinsam akzeptable Lösungen durch das experimentelle Hin- und Herfahren der Verhandlungspartner auf dem Weichenstellungsparallelogramm erzielt werden.
Die Verhandlungen werden zunächst nur durch geschulte Fachleute geführt, die sich sowohl in den Sachfragen als auch den AMFICS-Methoden auskennen und durch die AMFICS-Phasen I und II extrem gut vorbereitet sind, bevor die erste Verhandlungsrunde mit dem Austausch schriftlicher Vorschläge beginnt. Dann erfolgen Videokonferenzen, in denen die Prozesse der AMFICS-Phase III solange ablaufen, bis den Regierungen oder Institutionen (z.B. auch Gewerkschaften und Unternehmerverbänden) ein gemeinsamer Vorschlag unterbreitet werden kann.
Sollten sich wichtige Elemente innerhalb einer prinzipiell tragfähigen Vereinbarung als Stolpersteine erweisen, können jetzt die Minister, Regierungschefs oder die Führer der beteiligten Institutionen in Telefonaten oder Videokonferenzen mit gut vorbereiteten last-minute Kompromissvorschlägen auf den Plan treten, wobei sie im Hintergrund immer von den erfahrenen Verhandlungsführern begleitet werden müssen. Dies verhindert, dass sie - aufgrund mangelnder Kenntnis des bisherigen Verhandlungsverlaufes - zufällig Teile der vorher sorgsam austarierten Statik des Vertragsgebäudes schwächen, es vielleicht sogar zum Einsturz bringen.
Ist kein akzeptables Ergebnis zu erreichen, muss man danach aus den Gesprächen aussteigen und auf günstigere Umstände warten. Mit den AMFICS-Methoden sind nicht nur wesentlich bessere und tragfähigere Verhandlungsergebnisse zu erreichen, sie sind auch um den Faktor 10-20 schneller und kosten nur einen winzigen Bruchteil des gegenwärtigen Verhandlungstourismus.“
Zitat aus: Marionetten, Neo-Stalis und Monsterwellen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021
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