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Matthis Weik, Marc Friedrich und FAGULON

Alternativen zu instabilen Weltwährungen


Durch den Sprachgebrauch der Politiker und Medien wird stets der falsche Eindruck erweckt, es handele sich um solides und wertbeständiges Geld, wenn von den großen Weltwährungen und den damit getätigten Zahlungen oder ausgereichten Krediten gesprochen wird. Dass dieses Geld seit der Aufhebung der Golddeckung des US-Dollars durch Richard Nixon schon lange diese Attribute nicht mehr verdient, ist nur wenigen klar. Der durch die Corona-Pandemie immer näher rückende Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Finanz- und Aktienmärkte könnte durchaus auch eine Chance sein, Alternativen zum gegenwärtigen Geldsystem in die Realität umzusetzen.


Zitat 1: "Mit der Globalisierung von Industrie, Dienstleistung und Handel ist eine zügellose Globalisierung der Finanzmärkte einhergegangen. Kreditgeschäfte, verschiedene Formen der Risikoabsicherung und ständige Währungsspekulation übersteigen die realwirtschaftlichen Geldflüsse heute um ein Vielfaches. Das verfehlte, allein politisch motivierte Experiment Euro hat schlagend bewiesen, dass eine Währung für 18 Volkswirtschaften mit völlig verschiedener Wirtschaftsstruktur sowie mit ganz unterschiedlichen ökonomischen Rahmendaten nicht funktioniert. Eine Rückkehr zu nationalen Währungen mit freien Wechselkursen, eventuell auch Wechselkursen, die nur innerhalb vereinbarter Bandbreiten schwanken dürfen, scheint uns daher unabdingbar zu sein. Das ist übrigens ausdrücklich ein Bekenntnis für Europa." ...


"Ungedeckte Papier- und Schuldgeldsysteme haben sich im Laufe der Geschichte nie wirklich halten können. Dass der über einhundert Jahre bewährte Goldstandard ausgerechnet mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs fiel, sollte uns zu denken geben. Wann immer Regierungen oder gesellschaftliche Machteliten Geld für eigentlich unfinanzierbare Ausgaben brauchen, und der Krieg ist die Mutter aller Wertvernichtung, dann versuchen sie, dieses an sich nicht vorhandene Geld aus dem Nichts zu schöpfen. Die Rückkehr zu einem von realen Werten gedeckten Geldsystem sollte daher unserer Meinung nach überlegt werden. Ob dabei Golddeckung, Deckung durch andere begrenzte Rohstoffe, ein Vollgeldsystem oder eine striktere Bindung der Geldmenge an die realwirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft der richtige Weg ist, muss man sehen."...


Zitat 2: "Ziel des Vollgeldkonzepts ist die Wiederherstellung des staatlichen Geldmonopols zum Wohl der Allgemeinheit. Allein Zentralbanken sollen die Befugnis haben, neues Geld in Umlauf zu bringen. Den Geschäftsbanken soll dies verboten werden. Damit könnte das Geldsystem dem Profitstreben privater Finanzakteure entzogen und in den Dienst am demokratisch definierten Gemeinwohl gestellt werden. Ohne tiefgreifende Geldreform ist es nicht möglich, unsere Wirtschaft wieder auf Stabilität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit auszurichten….


Heute haben Zentralbanken wie beispielsweise die Europäische Zentralbank oder die Schweizerische Nationalbank, was den Geldkreislauf im Publikum betrifft, nur bei der Emission von Münzen und Banknoten ein Monopol. Wegen der zunehmenden Verlagerung des Zahlungsverkehrs in elektronische Netzwerke werden Münzen und Banknoten jedoch immer mehr durch elektronisches Buchgeld nämlich das in Form von Krediten geschaffene Buchgeld der Geschäftsbanken zu vollwertigem, gesetzlichem Zahlungsmittel umgewandelt, zu Vollgeld also, das nun nicht mehr den Geschäftsbanken, sondern dem Staat geschuldet wird. Die durch die Geschäftsbanken vergebenen Kredite würden zu Krediten der öffentlichen Hand an die Geschäftsbanken und ihre Kunden. Wenn diese Kredite innerhalb einer bestimmten Frist gegen Staatsanleihen getauscht würden, könnten in Deutschland rund zwei Drittel und in Österreich rund 80 Prozent der Staatsschulden getilgt werden; in der Schweiz würden die Kredite der öffentlichen Hand sogar das Doppelte der derzeitigen Staatsschulden betragen. Staatsschulden könnten also ohne drastische Sparmaßnahmen radikal gesenkt werden…


Zugleich könnte das durch die Monetative kontinuierlich neu geschaffene Geld von der öffentlichen Hand zur Finanzierung gemeinwohldienlicher Zwecke verwendet werden. Damit würde die Erstverwendung von neuem Geld dem Profitstreben der Geschäftsbanken entzogen und der demokratischen Kontrolle unterstellt. Der kollektive Handlungsspielraum der Gesellschaft würde wesentlich erweitert. (Prof. Dr. Mark Joób, St. Gallen)."


Matthias Weik und Marc Friedrich, Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten. Eichborn Verlag, 2014, Seite 314, 316 und 326-331

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