"Die Erklärung, warum sich "Wissenschaftler" und Journalisten in stundenlangen Interviews oder Talkshows so eifrig mit den holprigen Sprechblasen oder Referententexten von Politikern auseinandersetzen, ist ganz einfach: Es sichert ihre Anstellung, ihr Einkommen und ihre Position innerhalb einer Seilschaft. Zudem genießen sie die Scheinwerfer der TV-Stationen, die ihre „tiefschürfenden Einsichten“ zum Leuchten bringen sollen. Hier hat sich eine Art von Symbiose entwickelt: Die Politiker-Marionetten liefern mit ihren Exkrementen die Nahrung für die APALIs (Anxious Pack of Passive Liars) der Journalisten und Politik-"Wissenschaftler". (Wer ist wohl auf die Idee gekommen, deren Klatschgeschichten und wilde Spekulationen für Wissenschaft zu halten?) Was wirklich wichtig ist, geschieht in der Regel hinter den Kulissen der Regierung und des Parlamentes.
Für all diese wichtigtuerischen Analysten gilt jedoch eine ungeschriebene Regel: Man muss jedes Thema mit möglichst viel heißer Luft aufblasen, um einen Ballon zu erzeugen, der einen selbst wichtig erscheinen lässt. Übrigens ist das bei den meisten Literaturkritikern, Kunstkritikern und -händlern, Soziologen und Volkswirtschaftlern nicht viel anders.
Dies bringt mich aber auch zurück zu einem der Gründe, warum ich unsere Zusammenkunft vor Journalisten geheim halten muss. Wenn Politiker, Parteien und Wahlen nur irrelevante Marionettenspiele vor einer Demokratiefassade sind, dann ist die gesamte Königsklasse der Politjournalisten nicht nur überflüssig, sondern eine Bande von verlogenen Narren. Dann ist fast alles, was sie bisher geschrieben oder gesagt haben, sinnlos oder lächerlich. Somit ist es also auch ihr gesamtes bisheriges berufliches Leben.
Zudem ist auch die riesige Gruppe der Politik-"Wissenschaftler" mit ihren vielen Professoren, Doktoren, Promovenden und Studenten obsolet und mit ihnen sind es auch die meisten universitären und außeruniversitären Institutionen dieses Fachbereiches. Sie können sich vorstellen, welchen Sturm der Entrüstung dies bei all diesen Menschen auslösen würde, selbst wenn keiner von ihnen den mehr oder weniger gut dotierten Job verlöre. Ihr Lebenssinn und ihre Selbstachtung wären schwer getroffen. Das reicht für viele Jahre giftigen Hasses."
Zitat aus: Die Religion der Überkompensationen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021
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