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  • Marc DeSargeau und FAGULON, Epoch Times

Die Wellen unter rigiden Oberfläche der DDR


"In der DDR ging es 1989 fast allen Menschen gut. Sie hatten Arbeit und ein auskömmliches Leben. Warum also eine plötzliche Revolution? Zunächst, weil durch Peristroika und Glasnost ein wesentlicher Teil des Eispanzers der Angst zu schmelzen begann, der die Gedanken und Gefühle der Menschen eingefroren hatte. Die berechtigte Furcht, durch Proteste alles im gewohnten Leben zu verlieren, wurde noch geringer, als man sich plötzlich nicht mehr allein wusste. Die Gefahr als isoliertes "feindlich-negatives Element" aus Beruf und Gesellschaft ausgestoßen zu werden, nahm ab. Es wurden einfach zu viele Menschen, die ihre Stimme erhoben. Die Montags-Demos in Leipzig verstärkten den Mut der Einzelnen in der Masse.


Aber wichtiger war noch das Phänomen der Interferenz von lange unterdrückten Wellen der Aversion gegen Partei und Staat. Hauptsächlich entstand dies natürlich durch die Mauer und das demütigende Gefühl, in einem großen Gefangenlager zu leben. Hinzu kam, dass man in ARD und ZDF täglich erlebte, dass die westlichen Gesellschaften offenbar einen viel höheren Wohlstand und mehr materielle und ideelle Möglichkeiten boten, als die DDR und die sozialistischen Bruderstaaten. Ganz besondere Kraft hatte aber eine andere Welle: Das Hervorbrechen der Wut über die jahrzehntelange Demütigung durch die Lügen-Propaganda, welche die meisten Menschen im Interesse ihres beruflichen Fortkommens und der Familie nachbeten mussten. Sie trugen jeden Tag die Maske des zufriedenen sozialistischen Staatsbürgers mit dem festen Klassenstandpunkt und hassten heimlich diese Verkleidung. Ohne es sich wirklich einzugestehen, verachteten sie sich dafür, dass sie sich unter ihr verstecken mussten und es nicht schafften, sich davon zu befreien. Sprech- und Denkverbote wurden lange als notwendiges Übel akzeptiert. Hinter der Maske kochte aber die unterdrückte Wut und Scham."


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