„Die meisten Parlamentarier haben eine typische Politikerkarriere hinter sich, die den Kontakt mit der Lebenswirklichkeit weitgehend ausschließt und die politisch tanzenden Marionetten wirtschaftlich und geistig völlig abhängig vom Verbleiben in diesem Milieu macht. Man sollte diese Laufbahn von Bundestagsabgeordneten und Ministern als "Saalamander"-Karrieren bezeichnen. Hier wird das Reptil bewusst mit einem doppelten A geschrieben, weil das Habitat des "Saalamanders" der Saal ist.
Offenbar handelt es sich um ein wechselwarmes Reptil, welches nicht nur stets die Temperatur seiner Umgebung annimmt, sondern oft auch in der Lage ist, die Farbe seiner Haut nach Belieben zu ändern. Die Karriere des "Saalamanders" beginnt natürlich im Kreißsaal. Dann wechselt diese Spezies schon während der mehr oder weniger erfolgreichen gymnasialen Schulbildung in den Saal der örtlichen Vereinskneipe, wo - im Kreise von anderen hoffnungsvollen Jungpolitikern - ihre Ochsentour durch die Hierarchie beginnt. Vorher müssen jedoch noch diverse Hörsäle durchsessen werden, wobei man in der Regel der Juristerei oder den "Palaverwissenschaften" zuneigt.
Hat sich der "Saalamander" dann nach vielem Hinterzimmer-Gekungel schließlich mithilfe einer Seilschaft - die gelegentlich eine spätere "Entlohnung" fordert - einen guten Listenplatz ermauschelt, steht dem Einzug in den ersten Plenarsaal nichts mehr im Wege. Oft muss man sich jedoch leider in der Rangordnung der Plenarsäle nach oben hangeln. Im schlimmsten Falle vergehen Jahrzehnte, bis es einer von der Stadtverordnetenversammlung über den Landtag bis in den Bundestag geschafft hat.
Wie motiviert ist ein solcher "Saalamander", durch unbotmäßiges Verhalten - d. h. eine gelegentlich abweichende Meinung - den Unmut der Obermarionetten zu provozieren und vielleicht sogar einen der wirklichen Strippenzieher bei seinem "segensreichen Wirken" zu stören?
Solche Leute machen den größten Teil der Abgeordneten des Bundestages aus. Sie haben nie einen anderen Beruf als den der Politmarionette kennengelernt. Sie kennen das wirkliche Leben und die drei Felsen, welche das Gebäude der Gesellschaft tragen, bestenfalls aus dem Fernsehen und der Zeitung. Aufgrund ihrer angepassten Durchschnittlichkeit haben sie sich im Bierdunst von Hinterzimmern für einen Listenplatz qualifiziert. Jeder der bereits etablierten Marionetten braucht Mitglieder in seiner Seilschaft. Sie müssen jedoch zwei Voraussetzungen mitbringen: Loyalität gegenüber dem Leittier ist die erste Pflicht.
Zudem sollten sie diesem erkennbar unterlegen sein, weil so vermieden wird, dass sie heimlich an dessen Stuhlbeinen herumsägen. So wird über mehrere "Generationen" von Parlamentariern mit der Automatik der Darwinschen Zuchtwahl die Qualität der Abgeordneten immer schlechter, bis sie im Vergleich zum Rest der Gesellschaft sowohl intellektuell als auch charakterlich mehrheitlich als unterdurchschnittlich zu bezeichnen ist.“
Zitat aus: Marionetten, Neo-Stalis und Monsterwellen, Marc DeSargeau, FAGULON-Verlag 2021
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