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  • Matthias Weik, Marc Friedrich und FAGULON

Wie man Banken regulieren sollte


Es sind seit vielen Jahren die gleichen Forderungen, die von vielen Fachleuten und Buchautoren zur Reform des internationalen Bankenwesens gemacht werden. Die Politiker überhören sie entweder oder ziehen sich mit Lippenbekenntnissen zu bald zu erwartenden Initiativen aus der Affäre. Dass daraufhin kaum etwas geschieht, hat mehrere Gründe. Einer der wichtigsten ist sicherlich, dass die Chefs der wichtigsten Finanz-Organisationen nicht nur eine Art Weltregierung darstellen, sondern auch ihre Vertrauten in allen wichtigen Positionen bei den Zentralbanken platziert haben. Sollte doch einmal ein Politiker auf eigene Gedanken kommen, kann man ihm oder ihr leicht Angst vor den Konsequenzen machen. Mit großen Kinderaugen schauen sie dann auf die eloquenten Bänker, die ihnen die schrecklichen Konsequenzen ihres Reformeifers vor Augen führen. Natürlich kann man Politiker aber aufgrund der globalen Macht der Finanzkonzerne leicht erpressen. Mal spielt einfach gelegentlich nicht mehr mit oder inszeniert kleine Katastrophen. Spätestens, wenn es darum geht, alle Regierungen der EU oder aller Industriestaaten für eine Reform zu gewinnen (z.B. eine globale Finanztransaktionssteuer), dann ist es leicht, ausreichend viele Länder zum Ausscheren zu bewegen, um das ganze Projekt zum Stillstand zu bringen.


Zitat: "Erste und derzeit wichtigste Maßnahme: Die Eigenkapitalquote von Banken muss massiv erhöht werden….


Die zweite Maßnahme, die keinen Aufschub duldet, ist eine drastische Schrumpfkur für Banken. Wohl verkleinern sich viele Institute derzeit schon freiwillig, etwa, indem sie Finanztransaktionen auf eigene Rechnung, den sogenannten Eigenhandel, stark zurückfahren oder sogar einstellen. Ein ziemlicher Batzen geht allerdings auch auf die Auslagerung fauler Kredite in Bad Banks und andere Schattengesellschaften. Doch das reicht nicht! Banken müssen, wie jedes Unternehmen, pleite gehen können! Nur so kann in Zukunft verhindert werden, dass sie ihre Gewinne privatisieren, ihre Verluste aber sozialisieren. »Too big to fail« und »Systemrelevanz« dürfen nie wieder Argumente sein, um Sparern und Steuerzahlern in die Tasche zu greifen. Daher muss gesetzlich geregelt werden, dass Banken nur noch eine Bilanzsumme haben dürfen, die es möglich und gesamtwirtschaftlich unriskant macht, sie pleite gehen zu lassen, wenn sie sich verspekuliert hat.


Drittens ist die Einführung bzw. Wiedereinführung eines Trennbankensystems mehr als zu überdenken. Risiken oder Verluste im riskanten bis hoch riskanten Investmentbanking dürfen keinesfalls über das normale Einlagengeschäft refinanziert werden. Das Geld der Sparer muss vom Geld der Zocker zu hundert Prozent abgeschottet sein. Wenn eine Bank meint, sie müsse vom Girokonto bis zum Hedgefonds alles anbieten, dann muss sie dies zumindest in rechtlich und operativ komplett getrennten Geschäftsbereichen tun. Das verhindert, wie wir in den USA gesehen haben, keine Lehman-Pleite und keinen Subprime-Krediteinbruch. Aber es würde zumindest sicherstellen, dass angesichts zahlreicher Verflechtungen auf den internationalen Finanzmärkten nicht gleich ganze Volkswirtschaften zittern müssen, wenn in einer Spekulantenbude das Licht ausgeht. Ebenso brauchen wir für Geschäftsbanken und Investmentbanken gar streng getrennte Aufsichtsinstitutionen."...


"Viertens müssen Bankern und Börsenhändlern ein paar Dinge schlicht verboten werden: vornehmlich Eigenhandel und Leerverkäufe, Außerdem braucht es einen knallharten Finanz-TÜV: Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) müssten alle Finanzprodukte vom Rentenfonds bis zum vertracktesten Terminkontrakt einzeln zur Genehmigung vorgelegt werden. Bewertet die BaFin ein Produkt als zu riskant, als intransparent oder befürchtet sie unkontrollierbare Hebelwirkungen, darf sie es in Deutschland nicht zum Handel zulassen.


Fünftens würde die Einführung einer Finanztransaktionssteuer die Spekulation wesentlich eindämmen. Vor allem dem völlig realitätsfernen, rein spekulativen, computergestützten Hochfrequenzhandel könnte damit ein Riegel vorgeschoben werden.


Sechstens: Ob Stahlwerk oder Investmentbank - die Erfahrungen der letzten beiden Jahrzehnte haben schlagend bewiesen, dass »erfolgsabhängige Gehaltsbestandteile« bei Spitzenmanagern ein Unternehmen nicht erfolgreicher machen, sondern es langfristig eher ruinieren. Denn sie verführen die Top-Angestellten exakt zu dem, was ein risikobewusster Unternehmer, der eigenes Geld in seine Firma steckt, nie tun würde: nachhaltiges Wachstum kurzfristigen Gewinnen zu opfern. Und wenn der Laden vor die Wand fährt, nicht etwa in die Pleite marschieren zu müssen, sondern sich kurz vorher mit einer fetten Abfindung aus dem Staub zu machen.


Damit das Denken in Quartals- und Jahreszahlen endlich aufhört, müssen Boni, Erfolgsprovisionen und Abfindungen für Topmanager zumindest gedeckelt, wenn nicht abgeschafft werden. Wenn es sie schon geben soll, dann dürften sie erst nach langen Fristen von fünf, zehn oder mehr Jahren ausbezahlt oder sollten verrentet werden. Bei nachgewiesenem Fehlverhalten zum Schaden des Unternehmens muss es zudem möglich sein, Sonderzahlungen zurückzufordern. Selbiges gilt für Aktienoptionen. Auch die machen Manager nämlich nicht zu Unternehmern, sondern bloß zu Spekulanten in eigener Sache."


Matthias Weik und Marc Friedrich, Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten. Eichborn Verlag, 2014, Seite 308-309

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